Rotunde Hann. Münden

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Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Befestigungsanlagen der Stadt aufgrund der sich verändern­den Waffentechniken vielfach überarbeitet. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts war die Höhe der Türme wichtigstes Verteidigungsmoment, doch sobald brauchbare Geschütze erfunden waren, kam es zum Wandel von der vertikalen zur horizontalen Verteidigung. Zu diesen Maßnahmen gehörte auch die Verlagerung mehrerer Verteidigungstürme vor die eigentliche Stadt. Der Verteidigungsraum wurde dem Feind entgegengeschoben. Bis 1546 beendeten Herzog Erich I. und sein Sohn Erich II. am Südende der Langen Straße den Ausbau durch Torbollwerke, von denen nur der Ostturm, die Rotunde und Reste der vorgeschobenen Stadtmauer stehen blieben. Als Beleg dient heute unter anderem der Wappenstein Erich I., der heute noch im Mauerwerk der Rotunde erhalten ist.


1776 wurde im Zuge des Baues der Chaussee von Göttingen nach Kassel nahezu die gesamte An­lage niedergelegt. Nur die Rotunde und ein gegenüberliegender Turm, der erst 1847 abgebrochen wurde, blieben von der einst mächtigen Toranlage erhalten. Ihr ebenerdig zugänglicher Raum diente im letzten Drittel des 19. Jh. als Lagerraum für die Brauerei und als Remise für den Totenwagen. Seit 1891 hatte ein Mündener Kaufmann den gesamten Raum für Lagerzwecke gemietet. Den oberen Raum durfte er seit 1908 als Freisitz benutzen – das frühere Kegeldach war längst abgenommen wor­den. Ein Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges wurde 1937 unten in der Rotunde eingeweiht und später für die Gefallenen des 2. Weltkrieges erweitert. An ihrer südlichen Außenseite wurde 1966 das Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft angebracht.


In den Jahren 1985/86 wurde die Rotunde von der Stadt Hann. Münden von Grund auf saniert und erhielt ein neues, in Eichenholz mit traditionellen Verbindungen verzimmertes Kegeldach mit Natur­schiefereindeckung. Ein Teil der ursprünglichen Verbindungsmauern zum alten Tor wurden ebenfalls rekonstruiert. Bis auf eine anfängliche kurze Nutzung als Touristikbüro in den Sommermonaten steht die Rotunde seither leer.

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