Das Schiefe Haus Klintgasse 5

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Oberhalb des Rathauses in der Klintgasse, die früher Mühlengasse hieß, steht das schiefe Haus.

Dieses wurde 1356 erstmals urkundlich erwähnt, als Teichmühle erstmals 1393 genannt und als Walkmühle erstmals 1472 beschrieben. 1636 erwarb es die Tuchmacherinnung von der Stadt. In seiner heutigen Gestalt wurde es als Walkmühle für die Tuchmacher der Stadt um 1680 neu errichtet. Von 1826 bis 1872 betrieb der Walkmüller Johann Heinrich Mummeldey diese Mühle, die 1890 ihren Betrieb endgültig einstellte. Bis 1974 war es bewohnt.

 

An der östlichen Seite des Gebäudes befand sich das Wasserrad, das die nötige Energie für die Maschinen der Walkmühle lieferte. Das so genannte Aufschlagwasser bekam die Mühle über einen Graben aus dem darüber liegenden Teich, wovon noch heute die Straßenbezeichnung Teichdamm zeugt. Der Teich wiederum, erhielt sein Wasser durch einen Graben, welcher von der Flutrenne abgeleitet wurde.

 

Durch die Unterspülung mit dem Wasser des Mühlgrabens und das Gewicht des Mühlrades senkte sich das östliche Fundament und die darauf stehende Giebelwand um etwa einen halben Meter. Damit wurde das gesamte Haus in Schräglage gebracht. Dieser Vorgang dauerte so lange bis anstehender Fels ein weiteres Absinken verhinderte. Das sehen wir als heutigen Ist-Zustand - das schiefe Haus.

 

An der rechten Seite des Giebels ist ein etwa ein Quadratmeter großer, freihängender Anbau zu erkennen. Die Bauweise lässt die immer wieder geäußerte Vermutung zu, dass es sich hier um das erste „WC“ von Wernigerode handelt. In Wirklichkeit war es aber nur das Reinigungsschacht für das Mühlrad.

 

Das Fachwerk des Erdgeschosses ist mit wenigen Streben einfach und zweckmäßig gestaltet. Im Obergeschoss finden wir geschosshohe Rautenfelder in Giebel und Straßenfront sowie Andreaskreuze unter den Brüstungsriegeln. Ober- und Dachgeschoss kragen jeweils um eine Balkenstärke vor. Das Dach ist zum freistehenden Giebel hin als Krüppelwalm ausgebildet.

Das Gebäude ist heute Eigentum der Stadt und wird u.a. als Jugendcafe, Museum und für verschiedene Veranstaltungen genutzt.

 

(c)Text: Weitere Informationen zur Hausgeschichte mit historischen Bildern findet ihr auf http://www.hausgeschichte-wernigerode.dehttp://www.hausgeschichte-wernigerode.de

 

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