Schlitz (21)
Station 25: Rot - Schilling - Haus in Schlitz
geschrieben von StützerAudio:
Das Rot - Schilling - Haus wurde zusammen mit dem gegenüberliegenden Gebäude und einer leider im Zuge der Straßenneuführung abgebrochenen Schmiede gegen 1772 von der Familie Schilling erbaut, die als Leineweber und Handelsleute zu den begütertsten Bürgern der Stadt zählten.
Diese reiche Familie bestand im 18. und 19. Jahrhundert aus drei Stämmen, den Rot - Schillings, den Blau - Schillings und den Weiß - Schillings. Das Haus ist in Eichenfachwerk ausgeführt, wurde aber wahrscheinlich schon sehr früh mit Verputz und Schindelung versehen. Zeitweise war die Stadtkasse von Schlitz in dem Gebäude untergebracht.
© Texte: Fritz Kumpf und Volker Puthz, Schlitz
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Schlitz
Audio:
Ehemals Villa Wittgenstein, erbaut 1859 nach Plänen des renommierten Architekten Hugo von Ritgen, des Restaurators der Wartburg bei Eisenach. Auftraggeber und Bauherr war Prinz Franz von Sayn - Wittgenstein - Berleburg, Schwager des Grafen Karl von Schlitz.
Der sich heute in privater Hand befindliche Besitz mit seinen prachtvollen Fachwerkbauten ist ganz im Stile des Historismus gestaltet. Die dem gotischen Stil nachempfundenen Schmuckelemente, Andreaskreuze, Nasenbesatz und Dreipasseinsätze sind deutlich zu erkennen. Die Berleburg wurde als Forstmeisterwohnung und Alterssitz gräflicher Familienangehöriger genutzt.
Sie fungierte in den dreißiger Jahren u.a. als SA-Sportschule und als Jugendherberge. Im 2. Weltkrieg waren auch französische Kriegsgefangene darin untergebracht. Der dem Hauptgebäude gegenüberliegende Küchentrakt stand lange Zeit der hauswirtschaftlichen Berufsschule zur Verfügung.
© Texte: Fritz Kumpf und Volker Puthz, Schlitz
© Fotos: B. Diehl Schlitz
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Schlitz
Audio:
Das Niedertor ist der südliche Eingang zum Burgenring. Der jetzt vorhandene Sandsteinbogen wurde 1930 errichtet. Das Gässchen, das vom Marktplatz aus zum Niedertor führt, hieß früher das Torgässchen. Wie das Niedertor vor 1600 ausgesehen hat, ist unbekannt, eine Befestigung des Zwingers, der den Burgenring in seinem Südteil umschloss, ist an dieser Stelle anzunehmen. Nach 1600 wurde der Zwinger hier verändert und teilweise bebaut.
Der vor dem Zwinger befindliche Wallgraben wurde ehemals durch den von der Hainbuche an abgeleiteten Sengelbach gespeist. Oberhalb der inneren Zwingermauer bauten die brauberechtigen Burgfleckenbewohner gegen 1300 ein Gemeinschaftsbrauhaus, in dem im Reihelosverfahren Bier gebraut wurde. Nach Abbruch der Niedertorbefestigung wurde im 17. Jahrhundert ein neues Stadtbrauhaus an der Stelle des vorherigen gebaut.
Dieses Brauhaus wurde 1788 zugunsten eines in der Brauhausstraße neu errichteten Gebäudes aufgegeben, das aber schon 1852 seine Pforten schloss, nachdem die allgemeine Gewerbefreiheit eingeführt worden war. Das für das Bierbrauen notwendige Wasser wurde vom Stadtbrunnen durch Röhren ins Brauhaus geleitet.
© Texte: Fritz Kumpf und Volker Puthz, Schlitz
© Fotos: B. Diehl Schlitz
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Schlitz
Audio:
Das Obertor bildet den Haupteingang zum Schlitzer Burgenring. Nur durch das Obertor war es möglich, mit Wagen und Gespann in das Innere des Burgenrings zu gelangen. Ursprünglich ist die Obertoranlage mit einer Zugbrücke versehen gewesen.
Die frühere Sonnenapotheke, deren Fassade unbedingt wieder der historischen Umgebung angepasst werden sollte, wurde in die das Tor flankierende Stadtmauer hineingebaut. Die starke Bastion der Vorderburg schützte das Obertor. Hier befand sich vermutlich die schwächste Stelle der Stadtbefestigung, die deshalb besonders geschützt werden musste.
Die evangelische Kirchengemeinde ist in die Pfarrbezirke Obertor und Niedertor aufgeteilt. Diese Gliederung entspricht der früheren kommunalen Gliederung. Die Stadt wurde von zwei Bürgermeistern regiert, die sich jährlich im Vorsitz des Stadtrats ablösten.
© Texte: Fritz Kumpf und Volker Puthz, Schlitz
© Fotos: B. Diehl Schlitz
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Schlitz
Station 17: Hospital Schlitzerland in Schlitz
geschrieben von StützerAudio:
Das Hospital wurde 1547 von den Brüdern Werner und Friedrich von Schlitz gestiftet, 1810 wegen Baufälligkeit der alten Gebäude erneuert und mit einem Krankenhaus versehen. Zu der herrschaftlichen Stiftung kamen dann noch eine Suppenküche, eine Strick- und eine Sonntagsschule hinzu, die 1848 gegründete Kleinkinderschule wurde schließlich 1858 angegliedert.
Die Straßenfront ist ein Zeugnis klassizistischen Fachwerkbaus. Über der Toreinfahrt ein Johanniterkreuz (der durch seine Weltreise 1844-47 bekannte Graf Karl war seit 1868 Kommendator des Johanniter- Ordens). Das Hospital Schlitzerland, seit 1864 von Diakonissen des Darmstädter Elisabethenstifts betreut, 1972 bis 2005 dem Eichhof- Krankenhaus in Lauterbach angeschlossen, fungiert heute als „Stiftliches Seniorenzentrum Schlitzerland gGmbH.“ mit Pflegeheim und der Einrichtung „Betreutes Wohnen“.
Das Krankenhaus war seit dem 2. Weltkrieg durch zwei Erweiterungsbauten modernisiert und auf den neuesten medizinisch- technischen Stand gebracht worden, weitere Modernisierungen und Anbauten erfolgten 2008.
© Texte: Fritz Kumpf und Volker Puthz, Schlitz
© Fotos: B. Diehl Schlitz
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Schlitz
Audio:
Das Haus des Amtsschultheißen Adam Weber, im Jahr 1786 erbaut, heute Geschäfts- und Wohnhaus der Kartonagenfabrik Kimpel. In dem Haus hatte ehemals der Amtsschultheiß seinen Sitz.
Die Herren von Schlitz waren seit dem Mittelalter von der Fuldaer Stiftsherrschaft mit der niederen, später auch mit der hohen Gerichtsbarkeit ausgestattet. Sie übten die Patrimonialgerichtsbarkeit aber nicht selbst aus, sondern setzten zur Ausübung der Rechtspflege Gerichtsbeamte ein. Mit dieser Aufgabe war in Schlitz der Amtsschultheiß betraut. Das Gebäude war schon 1714 in Privatbesitz.
Im Zusammenhang mit den anderen umliegenden Gebäuden kann vermerkt werden, dass gegen Ende des 18. Jahrhunderts eine Verlagerung mancher Funktionsgebäude der Gemeinde in die vortorigen Stadtbezirke erfolgte.
Die eigenartige, heute mitten auf dem Bürgersteig stehende Treppe zum Haupteingang bildete um 1800 Gegenstand eines lange währenden Prozesses.
© Texte: Fritz Kumpf und Volker Puthz, Schlitz
© Fotos: B. Diehl Schlitz
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Schlitz
Station 15: Evangelisches Pfarrhaus in Schlitz
geschrieben von StützerAudio:
Das evangelische Pfarrhaus, neu errichtet im Jahre 1610, steht mit seiner Westseite auf der Stadtmauer. Der als Erbauer genannte Pfarrherr Christian Schellenberg musste während der von Fulda ausgehenden Gegenreformation dreimal seine Pfarrstelle verlassen.
Schlitz besaß sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Zeit vier Pfarrstellen, die ihren seelsorgerischen Dienst auch in den verschiedenen Filialgemeinden versahen. Die Inspektur, der auch die Aufsicht über die übrigen Schlitzerländer Pfarreien oblag, hatte in diesem Pfarrhaus ihren Sitz. Deshalb wird das Haus auch heute noch als Oberpfarrhaus bezeichnet.
Im Vorgängerbau lebte von 1580 bis 1590 der bekannte Theologe und Schriftsteller Cyriacus Spangenberg als Erster Schlitzer Pfarrer.
Die alte Pfarrscheuer von 1647 ist 1927 zum Gemeindehaus ausgebaut und 1977 zum evangelischen Gemeindezentrum umgebaut worden. Im Garten des Oberpfarrhauses steht eine von zwei Säulen gebildete Laube, die an das ursprünglich an der Kirche befindliche Patrimonialgericht erinnert, wo Klagen gegen Sittlichkeitsvergehen vorgebracht wurden. Die mit einer Rundbank versehene Linde auf dem Platz zwischen Oberpfarrhaus und Kirche wurde zum 400. Geburtstag des Reformators Dr. Martin Luther im Jahre 1884 gepflanzt.
© Texte: Fritz Kumpf und Volker Puthz, Schlitz
© Fotos: B. Diehl Schlitz
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Schlitz
Station 14: Ehemaliges Gasthaus „Zum Schwarzen Adler“ in Schlitz
geschrieben von StützerAudio:
Früher altes Stadtwirtshaus. Dieses musste seit dem frühen 17. Jahrhundert von den Schlitzer Bürgerbrauern im Umlauf des Brauloseverfahrens mit Bier versorgt werden. Dem Erzählen nach soll 1631 der kaiserliche Generalissimus Tilly in dem Haus übernachtet haben, als seine Truppen die hessische Burg Herzberg bei Breitenbach belagerten. 1764 ging das Haus in Privathand über und wurde später Schildwirtshaus „Zum Schwarzen Adler“. 1869 - 1882 diente es als Posthalterei.
© Texte: Fritz Kumpf und Volker Puthz, Schlitz
© Fotos: B. Diehl Schlitz
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Schlitz
Audio:
Das Brauereihaus, 1788 erbaut, stellt einen Torbau mit Fachwerk und offenen Steinarkaden dar. Es bildet die historische Einfahrt zur Auerhahn- Brauerei, die 1585 im Schlitzer Stadtteil Sandlofs gegründet wurde.
An der Stelle des heute als Wohnhaus genutzten Gebäudes stand früher die Schachtenburger Herrenschenke, eine der fünf Herrenschenken der Schlitzer Ganerbengemeinschaft. Nach dem Umbau 1788 wurde die Wirtschaft auch das „neue Wirtshaus“ genannt. Es schloss 1876 seine Pforten und wurde danach als Braumeisterwohnung genutzt. Das Haus besitzt eine schöne Empire - Tür.
© Texte: Fritz Kumpf und Volker Puthz, Schlitz
© Fotos: B. Diehl Schlitz
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Schlitz
weiter...
Audio:
Das Benderhaus, erbaut um 1600, war ursprünglich als Fruchtboden und Speicherraum der Schlitzer Herrschaft eingerichtet. Wahrscheinlich wurde auch hier ein Teil der Früchte und Abgaben gelagert, die den Herren von Schlitz als Grundherren ihrer 16 Dörfer zustanden.
Der Zehnte, der im Schlitzerland bis zum Jahre 1820 erhoben wurde, stand, aufgrund eines vom Frankenkönig Karl dem Großen erlassenen Gesetzes, ursprünglich nur den Klöstern zu. Im Laufe der jahrhundertelangen Bestrebungen nach mehr Selbstständigkeit erlangten die fuldischen Lehnsleute immer mehr landesherrschaftliche Rechte ihrer Lehnsherren und nahmen den Zehnten für sich in Anspruch.
Auch hier führte die Reformation zu einer rechtlichen Zäsur, die allerdings erst im Westfälischen Frieden, 1648, bestätigt wurde. Im Keller des Benderhauses, das nach dem 2. Weltkrieg in ein Wohngebäude umgewandelt wurde, hat sich in früheren Jahrhunderten eine Fassbinderei befunden, die dem Bau seinen Namen gab.
© Texte: Fritz Kumpf und Volker Puthz, Schlitz
© Fotos: B. Diehl Schlitz
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Schlitz
Audio:
Das Rathaus zeigt in seinem älteren, verputzten Teil noch spätgotische Formen. Der Steinbau stammt aus dem 16. Jahrhundert. Drei Bogenportale und ein aus dem Jahre 1757 stammender Dachreiter mit Laterne und doppelter Haube heben das Rathaus aus der Menge der übrigen Häuser hervor.
Im Rathaus befindet sich das Dienstzimmer des Bürgermeisters und das städtische Verkehrsamt. Der historische Sitzungssaal ist mit den Wappen alteingesessener Schlitzer Bürgerfamilien geschmückt.
Die Heraldikforschung in Hessen hatte in dem in den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts in Schlitz lebenden Oberpfarrer Knodt einen hervorragenden Fachmann zur Verfügung. Über der Eingangstür zum Sitzungszimmer steht in einem Fahnenband "Suchet der Stadt Bestes".
Im Keller des Rathauses befindet sich eine Gefängniszelle, die zur vorübergehenden Festsetzung von Übeltätern benutzt wurde. Neben dem Pranger gab es am Rathaus einen aus starken Holz- oder Eisenstäben bestehenden Käfig, einen so genannten Triller, in dem die Verurteilten der Öffentlichkeit zur Schau gestellt wurden.
© Texte: Fritz Kumpf und Volker Puthz, Schlitz
© Fotos: B. Diehl Schlitz
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Schlitz
Audio:
Die Hallenburg, Schloss und Residenz der Grafen von Schlitz, ehemals befestigtes Hofgut auf dem Flurstück "Hall" gelegen, wurde im 16. Jahrhundert ausgebaut. 1706 - 1712 entstand dann nach den Plänen des französischen Architekten Louis Remy de la Fosse ein neues, spätbarockes Schloss mit Mansarddach.
1755 brannte die Hallenburg teilweise aus, wurde wieder instand gesetzt; sie erhielt ihr jetziges Aussehen um 1800 nach einem Umbau durch den Grafen Karl Heinrich, der das Mansarddach beseitigte und ein neues Stockwerk aufsetzte.
Nach der Entscheidung der Stadt Schlitz, das Schloss für die Hessische Landesmusikakademie herzurichten, konnte diese das Gebäude 2003 beziehen. Die dem Schloss gegenüber liegenden alten Wirtschaftsgebäude und die ehemalige Orangerie wurden anschließend zu einem Konzertsaal, einem Gästehaus und einem Restaurant umgebaut, welche 2006 eingeweiht wurden.
© Texte: Fritz Kumpf und Volker Puthz, Schlitz
© Fotos: B. Diehl Schlitz
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Schlitz
Audio:
Die Ottoburg ist ein frühbarockes Schloss, das zwischen 1955 und 1990 als Jugendherberge diente. Sie ist in zwei Bauabschnitten entstanden und steht auf der mittelalterlichen Stadtbefestigung.
Von den beiden den NO- Teil flankierenden Ecktürmen stammt der kleinere aus alter Zeit. Die ehemalige Stadtmauer ist im Keller des Gebäudes noch gut zu erkennen, im Kellergeschoss befindet sich auch eine steinerne Gedenktafel, die das Baujahr (1653) und den Bauherren (Otto Hartmann von Schlitz) nennt.
Ihre heutige Gestalt hat die Ottoburg jedoch erst 1681 durch Otto Hartmanns Sohn, Philipp Friedrich von Schlitz und dessen Gemahlin, Juliane Elisabetha von Minnigerode, erhalten, deren Doppelwappen über dem Barockportal des Haupteingangs zu sehen ist.
Beim Bau der Ottoburg wurden alte Wehrgänge abgerissen und auch ein Teil des Wallgrabens zugeschüttet. Außerdem mussten einige an der Stadtmauer gelegene Häuser abgerissen werden. Dadurch kam es zu erheblichen Spannungen mit der Bürgerschaft, was auch mit den Stadtgerechtsamkeiten und besonders mit den Privilegien zusammenhing, die den Bürgern der Innenstadt zustanden.
Die Ottoburg diente nach dem 2. Weltkrieg mehreren heimatvertriebenen Familien als Wohnung. Heute befindet sie sich in Privathand.
© Texte: Fritz Kumpf und Volker Puthz, Schlitz
© Fotos: B. Diehl Schlitz
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Schlitz