Idstein (ˈɪtʃtaɪn) ist eine Stadt im Rheingau-Taunus-Kreis in Hessen, Deutschland. Sie liegt im Taunus nördlich von Wiesbaden. Wahrzeichen der Stadt ist der Hexenturm aus dem 12. Jahrhundert.
Geographische Lage
Die Altstadt befindet sich zwischen den beiden Stadtbächen, dem Wolfsbach im Osten und dem Wörsbach im Westen, in einer Höhe von rund 280 Metern über dem Meeresspiegel auf einem Höhenrücken. Den schließt im Norden der Altstadt der Burg- und der Schlossfelsen ab, hinter dem beide Bäche zusammenlaufen. Am Wolfsbach sind noch heute Reste der gleichnamigen Siedlung zu erkennen, die jedoch aufgegeben wurde. Das Hofgut Gassenbach im Süden der Stadt geht auf eine alte Siedlung Gassenbach zurück; es gehört seit wenigen Jahren zur Domäne Mechtildshausen.
Westlich der Stadt liegt jenseits des Wörsbachtals ein weiterer Höhenrücken von der Hohen Kanzel (592 m) über den Roßberg (426 m) und den Rügert (402 m) zum Rosenkippel (379 m), südlich bildet der Galgenberg (348 m) einen weiteren Höhenzug bis zur Dasbacher Haide. Etwas unterhalb der westlichen Höhe laufen die Bundesautobahn 3 sowie die Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main (im Idsteintunnel) an dem Hang entlang.
Auf der anderen Seite des Rügerts sind die Ortsteile Oberauroff und Niederauroff im Tal des Auroffer Baches.
Nördlich von Idstein geht das Wörsbachtal in den Goldenen Grund über, fruchtbares Ackerland, das sich bis zum Lahntal erstreckt.
Bauwerke
Die Burg im Burgbereich vom Torbogengebäude auf der Stadtseite bis zum Hexenturm bei der Brücke zum Schloss entstand zwischen 1497 und 1588. Mit der Umgestaltung des Schlosses selbst änderte sich auch dieser Bereich im 17. Jahrhundert stark und verlor teilweise seine (nicht mehr zeitgemäßen) Verteidigungsfunktionen. Der Hexenturm genannte Bergfried (42 Meter hoch, über 3 Meter dicke Mauern bei nur knapp 12 Metern Durchmesser) ist das älteste Bauwerk Idsteins. Dendrochronologie-Bohrungen zeigen, dass der Turm schon um 1170 (statt wie lange angenommen um 1350) begonnen worden war. Seine Butterfassform erhielt er, in Abschnitten gebaut, um 1500. (Bauforscher sehen in ihm eine seltene Zeitkapsel, weil im 20. Jahrhundert fast nicht verändert wurde, zuletzt erhielt er 1963 nur einen neuen Außenputz und kleine Zementausbesserungen innen.)
Der Höerhof – im Volksmund auch bekannt als Toepferhaus – wurde 1620 bis 1626 durch den Schlossbaumeister Henrich Heer errichtet. Er diente unter anderem als Jagdschloss und Forstamt. Von 1911 bis 1955 wohnte hier der Maler Ernst Toepfer. Der Höerhof beherbergt heute einen mehrfach ausgezeichneten, stilvollen Hotel- und Restaurantbetrieb mit einem idyllischen Innenhof. Er stellt eines der prächtigsten Fachwerksgebäude in Idstein dar.
Der alte Stadtkern ist klein. Eine Vielfalt zum Teil aufwändig bemalter und verzierter Fachwerkbauten zeichnet ihn aus, an denen bereits die rheinischen Einflüsse auf die hessisch-fränkische Fachwerkbauweise deutlich werden. Der Stadtkern erstreckt sich zwischen dem Burgbereich mit dem etwa 50 m hohen Hexenturm und dem Höerhof.
Direkt am Torbogengebäude der nassauischen Burg steht über dem König-Adolf-Platz das Rathaus aus dem Jahr 1698, geradezu eigenartig über dem Durchgang, der die Altstadt von der Burg trennt; erwähnenswert ist außerdem das Glockenspiel. Ein Felssturz zerstörte 1928 das dann 1932–1934 wieder aufgebaute Rathaus.
Den König-Adolf-Platz ist nahtlos von repräsentativen Fachwerkhäusern umgeben, die größtenteils um 1600 datieren. Neben dem Rathaus steht linkerhand das vor wenigen Jahren renovierte Schiefe Haus, das sich 1727 der Major der Landmiliz Nicolay erbauen ließ. Am Ausgang des Platzes zur Unionskirche hin errichtete man 1615 das reich verzierte Killingerhaus, das seit 1987 als Museum und Fremdenverkehrsamt dient. Es ist eines der kunsthistorisch bedeutsamsten Fachwerkhäuser in Deutschland.
Auch den Rest des alten Stadtkerns prägen zahlreiche Fachwerkhäuser und Hofanlagen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die teils aufwändig renoviert wurden. Dies ist insbesondere entlang der Obergasse der Fall, die vom König-Adolf-Platz aus der Stadt herausführt und auf Höhe des Höerhofs auf die alte Stadtmauer stößt. Etwas unterhalb davon steht der Stockheimer Hof, der Ende des 16. Jahrhunderts als Sitz der Herren von Stockheim erbaut wurde. Nach deren Aussterben kam der Besitz 1768–1776 in den der Familie von Calm, daher heißt das zugehörige Gelände heute Kalmenhof. Bis 2005 war der Fachwerkbau in Nutzung des Sozialpädagogischen Zentrums SPZ Kalmenhof.
Als letztes Zeugnis der einstigen Lederindustrie steht am Löherplatz unterhalb der Unionskirche das Gerberhaus, der ehemalige Trockenspeicher am Wörsbach. Der Löherplatz war seit dem Mittelalter Standort der Gerbereien und Lederbereitung, wegen des damit verbundenen Gestanks und Wasserbedarfs außerhalb der Altstadt an einem der Idstein durchfließenden Bäche angelegt. Das Gerberhaus dient nach seiner umfassenden Renovierung heute für Ausstellungen und Kleinkunst-Veranstaltungen.
Östlich des alten Stadtkerns schließt eine barocke Stadterweiterung ausgehend vom um 1700 entstandenen Marktplatz an. Die anschließenden Straßen sind entsprechend den Idealen des Städtebaus dieser Zeit von klaren, zueinander rechtwinkligen Verlauf, die sie säumenden Fachwerkhäuser größtenteils konstruktiv und weit weniger geschmückt als im alten Stadtkern. Bausünden und große Veränderungen unterblieben, stattdessen wurde des Öfteren restauriert. Somit hat sich ein durch seine Geschlossenheit beeindruckendes Ensemble erhalten.
Veranstaltungen
Als jährliches Veranstaltungshighlight zieht das Hessen-Jazz Festival bzw. neuerdings Idstein JazzFestival seit 20 Jahren Tausende von Besuchern in die Altstadtgassen. An drei Tagen, jeweils dem ersten Wochenende der hessischen Sommerferien, spielen von Freitagabend bis Sonntag bis zu 75 verschiedene Jazzgruppen auf einem Dutzend Bühnen live und als Freiluftkonzert.
In der Unionskirche finden zweimal jährlich Konzerte der Idsteiner Kantorei unter Leitung von Carsten Koch statt, wie 2009 Carmina Burana und Weihnachtsoratorium. Anfang September erklingt dort ein „Sinfoniekonzert zum Tag des offenen Denkmals“, gespielt von der Nassauischen Kammerphilharmonie unter Carsten Koch, das eine Reihe der Sinfonien von Beethoven auf dem Programm hat. Die Unionskirche ist Ort weiterer Konzerte und diente auch als Spielstätte des Rheingau Musik Festivals mit Konzerten der Vokalensembles Chanticleer, ensemble amarcord und Die Singphoniker.
In der Kirche St. Martin findet ein jährliches Chorkonzert statt, gesungen vom Chor St. Martin und dem Kammerchor Martinis unter Leitung von Franz Fink, wie die Matthäuspassion, 1998 mit Elisabeth Scholl, Andreas Scholl und Max van Egmond, 2009 mit Andreas Pruys und Klaus Mertens.[7] In der Kirche finden weitere Konzerte statt, zum Beispiel Konzerte mit Graham Waterhouse, das Duopramm 2008 von Giora Feidman und Matthias Eisenberg oder ein Konzert von Kalevi Kiviniemi 2010.
Obwohl die Stadt Idstein nur einen kleinen Weinberg unterhält, dessen unverkäuflichen Wein sie nur zu besonderen Anlässen ausschenkt, findet jährlich ein Weinfest statt. Das nächste größere Weinanbaugebiet ist der Rheingau, der im selben Landkreis wie Idstein liegt. Von dort stammen die meisten Weine beim Weinfest.
Alle zwei Jahre findet im Frühjahr im Bereich der Burg und des Schlosses der Idsteiner Hexenmarkt statt, ein Schau-Markt mit mittelalterlichem Handwerk sowie Unterhaltungsrahmenprogramm, dessen Name sich wie viele andere Veranstaltungen und Angebote auf das Wahrzeichen der Stadt bezieht, den Hexenturm.
Auf dem Gelände des früheren Limeskastell Alteburg findet dreimal jährlich der überregional bekannte „Alteburger Markt“ statt.
Das Jugendzentrum in Idstein hat auch einen monatlichen Veranstaltungsplan mit Hip Hop, Metal, DJ-Night, Punkrock und bietet in unregelmäßigen Abständen zum Beispiel Live-Konzerte von lokalen Bands.
Seit 2003 findet einmal im Jahr das Monkey Jump Festival statt, bei welchem eine Vielzahl an Bands in den unterschiedlichen Kneipen und Restaurants der Stadt auftreten.
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