11-Weingarts, Dörrhäuschen oder "die Dörr"

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Dieses Dörrhäuschen oder einfach „die Dörr“, wie die Dorfbewohner sagen, wurde ca. 1972 vom damaligen Bürgermeister und Großvater des jetzigen Eigentümers letztmalig genutzt. Bis zum 2. Weltkrieg besaß in dieser Obstgegend nahezu jeder Bauer seine eigene „Dörr“. Als es noch keine chemischen Konservierungsverfahren gab, wurde darin Obst getrocknet. Hierzu eigneten sich wiederum nur besondere Obstsorten, wie Sußbirne, Gute Graue oder späte Zwetschgen. Die Birnen und Zwetschgen wurden als ganze Frucht, ungeschälte Äpfel geviertelt oder geachtelt als Schnitze auf einem Rahmen mit Weidengeflecht, dem sog. „Dörrzendla“, im vorderen Bereich des Dörrhäuschens getrocknet. Von hinten wurde der darunter befindliche Ofen mit langen Hölzern über mehrere Tage befeuert. Die Temperatur musste ständig überwacht werden. Die so gewonnenen Hutzeln wurden in einer Holztruhe aufbewahrt. Die Mutter des jetzigen Eigentümers erinnert sich daran, dass zur Zeit der Getreideernte mittags Butterbrot mit Rettich und nachmittags Butterbrot und ein Bogenhafen (Henkeltopf zum Transport von Lebensmitteln) mit Dörrobst zur Stärkung für die Arbeiter aufs Feld hinausgetragen wurde. Jeder konnte sich dann mit eigener Gabel an der intensiv schmeckenden Süßspeise bedienen.

 

Texte: Doris Philippi (Beschreibung Nordroute, Fachwerkhäuser 1–16), Freiberufl. Dipl.-Geographin, Gäste- und Kulturführerin bietet Ausflüge, Wanderungen und Reiseleitung zu verschiedenen Themen (u. a. auch Fachwerk) an. http://m.vgn.de/wandern/fachwerktouren/http://m.vgn.de/wandern/fachwerktouren/

Zusammenstellung und Redaktion: www.regiopol.de, Gestaltung: Werbeatelier Kolvenbach-Post, Bildnachweise: regiopol, VGN, Gasthof Alt (S. 23), Gasthof „Zum Schloss“ (S. 30), Gero Häußinger (S. 51), Landkreis Forchheim (S. 4), Karten: VGN, Markierung der Wanderwege: Fränkische Schweiz-Verein e.V.

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