14-Kunreuth Ensemble Forchheimer Straße

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Die Häuser der Forchheimer Straße 1– 5 bilden eine zusammenhängende Häuserzeile, wie man sie sonst eher in Städten findet. Dieses Ensemble stellt ein bedeutendes Zeugnis der Gasthauskultur Oberfrankens dar, dessen Ursprünge in die Entstehungszeit des Gasthaus- und Tavernengewerbes im späten Mittelalter zurückzuverfolgen sind. Durch die urkundliche Ersterwähnung einer Schenkstatt aus dem Jahre 1447 zählt sie zu den ältesten Gasthäusern Frankens. Sie gehörte zum Anwesen derer von Egloffstein und konnte sich durch die überregionale Bedeutung der ehemaligen Marktsiedlung Kunreuth an der Fernstraße von Regensburg nach Bamberg und Thüringen gut entwickeln. Der Gebäudekomplex hat vielfache Umnutzungen und Veränderungen erfahren. Nachdem im 2. Markgrafenkrieg Kunreuth total zerstört worden war, wurde auch die Scheune danach wieder aufgebaut. Eine dendrochronologische Untersuchung ergab, dass die Bäume für die Fachwerkbalken im Winter 1554/55 geschlagen worden sind. 1556 bestand das Anwesen aus Schenkstatt, Pferdestallungen, Gasträumen und der bis heute erhaltenen 2009/10 renovierten Scheune, die damit eine der ältesten Großscheunen Oberfrankens ist. Das ehemalige Gasthaus „Zur Krone“ bot Gästebetten, Pferdeställe, Essen und Trinken für Durchreisende und Händler. Die Schlossherren hatten darin ein Kafanedl, ein abgetrenntes Kabinett mit eigenem Zugang. In dem Heustadel konnte ausreichend Futter für die Pferde gelagert werden. Den Pferdestall, der auch als Pferdewechselstelle der Königlich Bayerischen Poststation von Bedeutung war, nimmt man als Vorgängergebäude der jetzigen Haus-Nr. 3 an.
Besonders wichtig für Reisende war die Schmiede, die bis heute zentral im Ort zu finden ist. Im Wirtshaus wurde auch Wein aus dem eigenen Kunreuther Weinberg ausgeschenkt. Im frühen 17. Jh. kam der Bierausschank aus der Schlossbrauerei hinzu, in der der Wirt das Braurecht hatte. Im 19. Jh. gehörte ein großer Wirtsgarten in der hinter dem Gebäude liegenden Gemeindefläche, der Peunt, dazu, wo um 1920 ein heute nicht mehr erhaltener ebenerdiger Tanzsaal erbaut wurde. Kunreuther Bürger können sich daran erinnern, dass ein öffentlicher Weg von der Peunt durch das Gebäude zur Forchheimer Straße führte. Die Wände waren abgeschrägt, damit man mit der Schubkarre hindurchkam. Der original schmiedeeiserne Wirtshaus-Ausleger mit der Krone hat eine doppelte Bedeutung: Früher kennzeichnete er das Gasthaus für Fremde, die des Lesens unkundig waren. Heute verweist er auf das Angebot einer Werkstatt, wo Kronen, Hauben, Trachten und sogar Samba-Kostüme gefertigt und restauriert werden.

Texte: Doris Philippi (Beschreibung Nordroute, Fachwerkhäuser 1–16), Freiberufl. Dipl.-Geographin, Gäste- und Kulturführerin bietet Ausflüge, Wanderungen und Reiseleitung zu verschiedenen Themen (u. a. auch Fachwerk) an. http://m.vgn.de/wandern/fachwerktouren/http://m.vgn.de/wandern/fachwerktouren/

Zusammenstellung und Redaktion: www.regiopol.de, Gestaltung: Werbeatelier Kolvenbach-Post, Bildnachweise: regiopol, VGN, Gasthof Alt (S. 23), Gasthof „Zum Schloss“ (S. 30), Gero Häußinger (S. 51), Landkreis Forchheim (S. 4), Karten: VGN, Markierung der Wanderwege: Fränkische Schweiz-Verein e.V.

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