Hampescher Turm
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Der zwischen den Wallanlagen und Am Plan gelegene Hampesche Turm, der in den Stadtrechnungen des 15. und 16. Jahrhunderts als „Neuer“ oder „Hohler Turm“ bezeichnet wird, war vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit Teil der städtischen Befestigungsanlagen. 26 Türme und Bollwerke mit vorgelagertem Wall und Graben dienten der Stadtverteidigung.
Im 19. Jahrhundert erfuhr der Turm aus wirtschaftichem Interesse heraus eine Umnutzung. 1848 hat der Privatunternehmer Ballauf den Turm zur Schrotkugelherstellung auf 42,50 m aufgestockt, konnte aber eine wirtschaftliche Produktion nicht erreichen. 1871 erwarb die Firma Haendler & Natermann den Turm und nutzte ihn wie auch den Fährenpfortenturm an der Fuldabrücke als Produktionsstätte der Schrotkugelgewinnung im Turmgießverfahren. Sie ließen das erhitzte, flüssige Blei aus dem obersten Stock durch Siebe herabstürtzen. Durch die hohe Oberflächenspannung des flüssigen Bleis bildeten sich im freien Fall keine Tropfen, sondern runde Kügelchen (Schrot), die im Erdgeschoss durch Maschinen bis auf 1/10 mm genau im Umfang und Gewicht sortiert wurden. Damit wurde der Niedergang der Befestigungsanlagen an dieser Stelle nachhaltig aufgehalten. Heute kann man über eine jüngere, ebenerdige Tür die alte erste Ebene und über Holzstiegen und eine Falltür das „Dach“ des Turmes erklimmen, der Turm ist aber nicht öffentlich begehbar.
(Text: DenkmalKunst-KunstDenkmal)